DressCode

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Üblicherweise trage ich keine Röcke oder Kleider.

Das Projekt

  • Projektzeitraum: Februar 2022
  • Schnitt: Ninja-Kleid von Crafteln
  • genähte Größe: 4
  • Stoff: Jersey „Code“ (95% Baumwolle, 5% Elasthan, 210g/m3) von Larissastoffe
  • Schnitt modifiziert: ja: ohne Kapuze, Abnäher leicht versetzt, Taillenweite stark modifiziert, rückwärtige Naht enger gefasst

Die Gründe dagegen

Dass ich selten bis nie Kleider oder Röcke trage hat mehrere Gründe, und sogar aus objektiver Sicht sind die nicht zu 100% von der Hand zu weisen. So muss ich bedauerlicherweise vorher wissen, wie viel ich werde laufen müssen – denn in jeglichem Schuhwerk ungleich sehr fest und mit sehr stabiler Sohle kann ich das nicht lange. Schuhwerk dieser Art ist optisch jedoch kein Gewinn für zarte Frühlingskleider. Da sich das Maß an Bewegung im Vorfeld meist nicht einschätzen lässt, schätze ich konservativ – und ziehe eine Hose an.

Ein weiterer Aspekt ist der Kompressionsstrumpf – ohne den es nicht einmal ansatzweise geht, der aber ebenfalls keinen optischen Gewinn darstellt. Sich in der Öffentlichkeit als „Pipi Langstrumpf“ bezeichnen zu lassen und entsprechend damit umzugehen, ist tagesformabhängig. Oft habe ich einfach keine Lust dazu – und ziehe eine Hose an.

Ein gravierender dritter Aspekt ist, dass Kaufkleidung in extremem Maße unvorteilhaft an mir aussieht. So muss ich mich beim Kauf eines Kleides oder einer Bluse an der Brustweite orientieren, die nun einmal nicht verhandelbar ist: damit lande ich bei den gängigen Ketten dann gerne mal bei Damengröße XL oder XXL. Diese wiederum ist mir dann schon in den Schultern zu weit, in der Taille sowieso (da brauche ich irgendwas zwischen S und M), und zu lang ist sie auch: Modell „unkleidsamer Kartoffelsack“. Deshalb habe ich mich in der Vergangenheit dagegen entschieden – und eine Hose angezogen.

Über die Jahre hat sich dadurch so eine Grundhaltung in meinem Kopf etabliert: „Mir steht das sowieso nicht“. Gepaart mit einem leicht neidischen „Hach“ wenn mir in der Stadt eine perfekte Frau in einem perfekten Kleid begegnete.

Die Wende

Die Wende kam für mich mit dem Schnittmuster „Ninja“ von Frau Crafteln, der lustigen Sourcecode-Meterware und der allgemeinen Pandemie-Lazyness. Und nicht zuletzt mit dem Buch „Passt perfekt“, das mir von meiner Wishlist geschenkt worden war – herzlichen Dank noch einmal an dieser Stelle, es macht mich glücklich wann immer ich damit arbeite 🥰

Das Buch machte mir den nötigen Mut, es nun in aller Ruhe anzugehen. Nähte in Kontrastfarbe und mit größtmöglicher Stichweite zu setzen – solche, die sich schnell und leicht wieder auftrennen lassen. Das halb fertige Stück immer wieder auf links überzuziehen, immer wieder abzustecken. Sich darin zu bewegen. Zu experimentieren. Dabei den „richtigen“ BH zu tragen – nämlich den, den ich später auch darunter tragen möchte. Die Idee „ich möchte fertig werden und das nächste Stück in Angriff nehmen“ hinter mir zu lassen – mich stattdessen auf dieses eine Stück zu fokussieren. Und es dafür richtig gut hinzubekommen. Es war relativ viel Aufwand und dauerte vergleichsweise lange. Es machte mich mutiger. Und es machte mich anspruchsvoller.

Das Resultat überrascht mich auch jetzt noch, wann immer ich es sehe. Und ich mutierte instant zur Kleid- beziehungsweise Rockträgerin. Ich fühle mich extrem wohl. Nichts kneift. Nichts zwickt. Keinerlei Anklänge von Kartoffelsack! Ich weiß nicht, ob es objektiv betrachtet großartig aussieht – es fühlt sich aber definitiv so an.

Es ist viel zu bequem, um wahr zu sein.

Zugleich ist es zu elegant, um derart bequem zu sein.

Mein Ausblick

Ich wünsche wirklich jedem und jeder, die sich selbst Kleidung schneidern, ein Erfolgserlebnis ähnlich diesem – es ist ganz und gar unvergleichlich. Dieses erste Kleid hat neue Maßstäbe gesetzt, und ihm folgte umgehend ein zweites. Zeitgleich tätigte ich meine erste Snag Tights-Bestellung – und ja, die Dinger sind wirklich so bequem, wie alle sagen!

Es hat mich beflügelt, mich nun auch an die (aus meiner Sicht) wirklich komplizierteren Dinge heranzutrauen. Aber zu meinem aktuellen Probestück – und darauf aufbauend dem Outfit für die Elbphilharmonie – wird es demnächst dann eigene Artikel geben.

Alle Bilder dieser Seite: © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten
Hintergrundbild: The DressCode, 2022, 1500x 1000px, Bild genauer anschauen – © Marianne Spiller – Alle Rechte vorbehalten

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