Mein Ausflug ins 21. Jahrhundert

Diesen Beitrag schrieb ich 17 Jahre und 5 Monate zuvor; die nachfolgenden Ausführungen müssen heute weder genau so nach wie vor funktionieren, noch meiner heutigen Meinung entsprechen. Behalte das beim Lesen (und vor allem: beim Nachmachen!) bitte stets im Hinterkopf.

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich benutze ein Teledat. Ganz richtig. So ein großes, altes. Brotkasten halt. Ich hab es zusammen mit meinem ersten DSL-Anschluss bekommen, wann war das? 2000? 2001? Es hat mir immer treue Dienste geleistet, und ich mag es. It’s simple. It’s functionally.

It’s outdated.

Meine $WIRRE_VOIPNUMMER bei $WIRREM_ANBIETER funktioniert nicht. Hinter meinem NetBSD-Router (SGI Indy) werkelt der Mini-Pentium mit einem asterisk. Die Nummer ist per VoIP zu erreichen, und alle Nummern anderer Anbieter sind auch per Festnetz zu erreichen. Bloß die eine nicht. Meine Anfrage bei $WIRREM_ANBIETER brachte mich erst einmal nicht weiter: nachdem ich die Verkabelung meiner Fritz!Box (sic!) beschreiben sollte, hiess es lediglich:

„Laut unserer Datenbank verwenden Sie die Linux-Software “Asterisk”. Bezüglich der Asterisk-Konfiguration wenden Sie sich bitte an IPForum.de.“

Nicht, dass ich $WIRREN_ANBIETER um Hilfe bei der Konfiguration gebeten hätte; ich verkniff mir auch den Zusatz, dass die Jungs ihrer tollen Datenbank genau das entnehmen, was ich sie entnehmen lassen möchte (Stichwort: useragent=Solartaschenrechner)… Ich marschierte also ins Backoffice-Hardware und verschleppte eine F!B 7170. Ich schämte mich schrecklich, aber ich wollte jeden Fehler meinerseits ausschließen können; mein kichernder Ex-Boss drückte mir gleich noch auf, ein Firmware-Update einzuspielen („Prima, wir brauchen die Kiste kommende Woche sowieso für Schulungen!“) und bot mir hämisch kichernd professionelle Hilfe an („Wenn du nicht weiter kommst, lass dir ‘nen Rückruf eintragen…“).

Also Kasten-des-Grauens seiner Verpackung entledigt, per rotem LAN-Kabel (sic!) an den Ethernet-Port gestöpfelt. Box meldet sich. Derweil meldet sich das iBook vom WLAN ab und ist völlig verwirrt. Hektisch WLAN, DHCP und anderen Mist in der Box deaktiviert. Firmware-Update herunter geladen, nachdem ich endlich wieder ins Netz kam. Firmware-Update übertragen. Nun reagierte die Box nicht mehr.

Ich find sowas ja großartig. Also Box zum XP-Rechner (peinlicherweise besitze ich ja in der Tat noch einen) geschleppt, angeschlossen. Rechner verliert sofort Verbindung ins Internet, alles spielt verrückt. Den AVM-FTP-Server durch-grep-en auf der verzweifelten Suche nach einem Recover-Tool. Endlich gefunden, runterladen. Einspielen. Rechner will neu starten. Überträgt irgendwas zur Box, Ewigkeiten. Will dann wieder neu starten. Mein Blutdruck steigt, ich starre glotzäugig auf den Monitor. Die Box gibt wieder Lebenszeichen.

Also Firmware erneut und ganz frisch herunterladen, übertragen. Heureka! Diesmal scheint es zu funktionieren. Rasch die VoIP-Nummer eingetragen – „Box verfügt nicht über Zugangsdaten eines Internetanbieters“. Ach neeee. Ich liebe es ja, wenn solche hochtechnischen Geräte meinen, sie müssten schlauer sein als ich. Selbstverständlich verfügt die Box nicht über Anmeldedaten (Anmeldedaten! Allein das Wort schon!), sie hängt ja hier im internen LAN. Expertenansicht einschalten. Option suchen. Und nicht finden.

Irgendwann komme ich dann auf den Trichter, meinem Firefox als Page Style no style mitzugeben; so ohne jedes Stylesheet taucht plötzlich auch der dringend gesuchte Punkt auf: Internetzugang über LAN 1. Ist das nun ein Bug oder ein Feature? Egal, meine dolle Rufnummer erscheint nun endlich als registriert in der Übersicht und ich kann prima nach extern telefonieren. Ich kann sie auch per VoIP erreichen. Aber nicht aus dem Festnetz!

11.11.06 20:26:16 Internettelefonie mit <$WIRRE_NUMMER> über <$WIRRER_ANBIETER> war nicht erfolgreich. Ursache: Request Cancelled (487)

Ehe ich teste, wieviel Schuhsohle eine 7170 so verträgt, schalte ich aggressive Musik („I’m on a highway to hell…“) ein und werde stur: jetzt will ich es wissen. Kurzerhand klemme ich mein hochdifferenziertes Setup (einschließlich Access-Point, mehrerer Switches und – vor allem – des Servers) ab und wage das Unfassbare. Nachdem ich die Anmeldedaten zur Box übertragen und ihr auf diese Art verklickert habe, dass sie von jetzt an als DSL-Modem zu agieren hat, meldet sie sich kurzerhand komplett ab und lässt sich nicht mehr ansprechen; per arp -a sehe ich genau, dass sie noch da ist, aber sie ping-t noch nicht einmal mehr; Power leuchtet konstant, obwohl kein Kabel angeschlossen ist und der Splitter eine Etage unter mir hängt. Nach einer Weile ist jedoch auch dieses Problem gelöst, und nachdem die dumme Box endlich synchronisiert hat (Heldenstück, wo ich hier mit meinem 1MBit etwa 83km vom nächsten Hauptverteiler entfernt bin) funktioniert dummerweise auch die Telefonie. Nun kann ich $WIRREM_ANBIETER nichtmal ans Bein fahren.

Das Ende vom Lied: ich habe den Schrumpel-Pentium als Einwahl-Router konfiguriert und vor den eigentlichen Server gestöpfelt. Bei dem Setup sträuben sich mir die Nackenhaare, aber es funktioniert. Nachdem dann auch noch die alte ISDN-Anlage durchgedreht hatte, ist nun ein Terminal-Adapter von der Telekom integriert, an dem neben einem Standard-Siemens-tragbaren-Telefon auch mein heiß geliebtes FeTap hängt (angeblich kann der Terminal-Adapter sogar mit Impulswahl umgehen, aber das versuche ich nicht, solange die Wählscheibe nicht kalibriert ist – und schon gar nicht um diese Uhrzeit!). Blöderweise verliert der Pentium die Internetverbindung häufiger, das werde ich über die nächsten Tage denn wohl im Auge behalten müssen – und dann über die weitere Vorgehensweise entscheiden.

Der Mist hat mich nun schlappe sechs Stunden gekostet, und mir reicht es restlos. Eigentlich zieht all diese Umkonfiguration einen Rattenschwanz an Änderungen nach sich, aber dafür hab ich nun wirklich keinen Schädel mehr; werde jetzt gerade noch schauen, dass der sendmail sauber läuft, und dann war’s das für heute.

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